prämiert mit dem 3. Preis des Orchesterkompositionswettbewerbes der 15. Weimarer Frühjahrstage für zeitgenössische Musik
"et par la porte ouverte la perspective du hasard" - "und durch die geöffnete Tür die Aussicht auf Zufall“. Ich bin auf diesen Vers aus einem Gedicht von Pierre Reverdy am Ende eines Arbeitsstipendiums in Südfrankreich gestossen. Über die Dauer von zwei Monaten war ich von einer faszinierenden Landschaft umgeben und konnte in völliger Abgeschiedenheit und Ruhe sehr konzentriert arbeiten. Am Ende dieser Zeit wurde ich langsam unruhiger. Die Rückkehr nach Deutschland nahte und dabei drängte sich immer mehr die Frage auf, ob und wie man diesen unwahrscheinlich kreativen Zustand wieder erreichen könnte und welche Chancen sich in meiner Heimat aus diesem Arbeitsstipendium, dieser geöffneten Tür, ergeben würden.
Mein etwas unsicheres, dennoch von Eindrucken und Erfahrungen überwältigtes Gefühl, versuche ich in dem Orchesterstück zu beschreiben. Sehr melodiöse Linien in den Violinen werden immer wieder durch harte perkussive Akkorde unterbrochen, bis sich das anfangs träumerische Motiv zu einem hektischen, aggressiven Geigencluster entwickelt. Immer wieder versuche ich das cantable Geigenmotiv aufzugreifen, immer wieder unterbreche ich mich dabei selbst, bis das Motiv zerfällt und bis zur Unkenntlichkeit verwischt wird. Was bleibt, ist eine gewisse Unsicherheit - die Perspektive auf Zufall.